Geschichte des Evang.-Luth. Friedhofes in Bad Windsheim

1531 n.Chr.

Der Friedhof ausserhalb der Stadtmauer wird 1531 angelegt, als „neuer gotzacker, vor dem Rothenburger thor gelegen“ (St. KILIANI und ESTERMANN; S. 88). Die Anlage des Friedhofs wird damit begründet, weil der Kirchhof um St. Kilian zu klein geworden war.
Durch Ausbruch der Pest wurde eine Auslagerung notwendig.

Ein stadtgeschichtlich so bedeutender Bestattungsraum und Kulturraum wie der Evang.-Luth. Friedhof Bad Windsheim ist in der Denkmalliste eingetragen. In der Inventarisation der Kunstdenkmäler „Bayerische Kunstdenkmale“, Band XXII, Landkreis Uffenheim, von Hans Karlmann Ramisch, München 1966, ist zwar der Friedhof „1531 von der Pfarrkirche an den Ortsrand verlegt“ eingetragen, jedoch bezieht sich dies wohl nur auf den historischen Friedhofsteil (Abt. A bis G). Die Friedhofserweiterung mit den neuen Grundstücken erfolgte erst in den 1950er Jahren mit den Abteilungen H und K sowie 1969 mit den neuesten Grabfeldern ab Abteilung L (ESTERMANN, 1989, S. 88, 295).

Damit ist der Abschnitt mit den Abteilungen A bis F/G, also bis zur Zwischenmauer, eindeutig der historische Friedhof, der auch denkmalgeschützt ist. Besonders erwähnt sind die Mauer an der Westseite, die Galerie mit Satteldach und das neugotische Tor.



16. Jahrhundert

Im 16. Jahrhundert entstehen allenthalben losgelöst von den Kirchen neue Feldbegräbnisse ausserhalb der Stadtmauern. Es ist die Zeit, in der man aus hygienischen Überlegungen die Beisetzungen vor die Stadttore verlegte. Mit der Reformation wurden die hygienischen Überlegungen bei Bestattungen dann immer bedeutsamer und beherrschten fortan die Friedhofsentwicklung grundsätzlich. Martin LUTHER setzte sich 1527 in seiner Schrift „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“ dafür ein, die neuen Friedhöfe (die nicht mehr Kirchhöfe genannt werden) ausserhalb der Siedlungen anzulegen (zit. PRASSER). Neben den Forderungen aus hygienischer Sicht führte im 16. Jahrhundert selbstverständlich auch durch Bevölkerungszunahme bedingter Platzmangel innerhalb der Städte zur Entstehung vorstädtischer Feldbegräbnisse.Der 1531 angelegte neue Windsheimer Friedhof war mit einer Mauer umgeben (das erste Begräbnis soll dem Maurer gegolten haben, der die Anlage ummauerte), die bereits 1600 erweitert wurde. Man zählte von 1554 bis 1631 bereits 5955 Tote.

17. Jahrhundert

1632 wurde die Mauer nochmals erneuert (ESTERMANN, S. 88). Da der älteste Friedhofsteil die heutigen Abteilungen A und B umfasste, kann es sich bei der Erweiterung 1600 um die Abteilungen C und D gehandelt haben. Und die Erneuerung der Mauer 1632 wurde offensichtlich nach Abzug schwedischer Truppen notwendig, da die Schweden die Mauern abschleiften und die Gräber plünderten. Eine 3. Erweiterung des Friedhofs erfolgte offensichtlich im Jahre 1731, vermutlich mit dem schmalen Gelände-Streifen der heutigen Abteilungen E und F/G (ESTERMANN, S. 88). 1669 und 1709 wurde der Friedhof mit der Mauer renoviert.

18. oder 19. Jahrhundert

Die 4. Erweiterung, die heutigen Abteilungen E, F, G, könnte evtl. bereits 1731 vorgenommen worden sein, doch die Struktur der Beisetzungsform deutet auf die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hin. Im Findbuch des Kirchenarchivs (Nr. 475) findet sich für 1871 der Hinweis: „Errichtung eines Leichenhauses auf dem Friedhof“. Da das Leichenhaus eindeutig im 4. Erweiterungsteil liegt, also mittig zwischen den Abteilungen F/G + E, ist ganz offensichtlich, dass in den Gründerjahren dieser Geländestreifen zum Friedhof hinzukam. Im Findbuch des Kirchenarchivs (Nr. 483) findet sich dann auch der Hinweis: „Ankauf eines Grundstückes zur Erweiterung des Friedhofes mit Plänen und Kostenanschlägen 1872-1916“. Wie noch heute erkennbar, hat eine Mauer südlich der Abteilungen F/G und E den alten Friedhof begrenzt.

Diese Erweiterung begründet sich auf die Bestattungsregistratur, da man von 1631 bis 1731 bereits 654 Tote bestatten musste. Ein Notfriedhof war noch innerhalb der Stadtmauer vorhanden.

20. Jahrhundert

Südlich der Abteilungen F/G und E wurde dann in den 1950er Jahren die Mauer geöffnet zu einer 5. Erweiterung, und schließlich erfolgte 1969 eine 6. Erweiterung mit dem weitläufigen neuen Geländeabschnitt (FRIEDHOFSVERWALTUNG).

Der als historisch zu bezeichnende Teil des Friedhofs reicht von der Abteilung A/B bis zu F/G + E einschl. M. Die Konzeption der Grundrissprägung mit einem Mittelweg und der umgebenden Mauer sowie der arkadenartigen Eingangshalle kennzeichnen den Windsheimer Friedhof als „Camposanto-Typ“. Dieser mit Mauern umstandene Friedhof war stets rational eng belegt, die Gräber meist mit Ausrichtung nach Osten angelegt und ursprünglich ohne Bäume geplant. Der Beisetzungsraum galt (neben der Funktion als Bestattungsort) auch als Stätte der Verkündigung christlichen Glaubens und der Auferstehungshoffnung. Erst mit dem neuesten Erweiterungsteil wird eine Zwischenform zu einem eher parkartigen Friedhofstyp versucht.

Die bereits Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Leichenhalle wurde 1962 erweitert und besteht noch heute in ihrer damaligen Form.

Das eindrucksvolle Torgebäude mit dem Rundbogentor und dem Treppengiebel entstand, wie bei RAMISCH vermerkt, im Jahre 1855. Die Jahreszahl 1855 ist auch auf der Nordseite des Torgebäudes zu sehen. Hingegen wird die gezimmerte Galerie mit Satteldach nach RAMISCH noch ins 17. Jahrhundert datiert. Das Torgebäude befindet sich in einem baulich guten Zustand, die kunstgeschichtlich wertvolle Galerie wurde 2009  denkmalpflegerisch restauriert.

Kunstgeschichtliches

Von besonderem künstlerischen Wert und stadtgeschichtlicher Bedeutung sind die erhaltenen und an der Galerie-Wand befindlichen Epitaphien. Es sind die in der Denkmalliste aufgeführten sechs Epitaphien.

Die verbleibenden Grundstücke im Anschluss an den südlichen Teil des erweiterten Grundstückes sind Friedhoferwartungsland und somit nicht bebaubar.

Grabstätten bekannter Persönlichkeiten

Tobias Schumberg
Daniel Rückert
Konrad Georg Nähr
Johann Michael Engerer
Christian Wilhelm Schirmer
Andreas Jäckl
Hilpert
Ellrodt
Keget

Strukturen und Zukunftspläne

Die Beisetzungsformen haben sich inzwischen wesentlich verändert. Es wird zunehmend eine Urnenbeisetzung gewünscht. Viele haben aus familiären Gründen keine Zeit für eine Grabpflege und suchen die einfache Lösung mit Plattengräbern oder in einem Urnen-Grasgräber-Feld. Die Angebote „Naturbestattungen unterm Baum“ sowie eine Urnenbeisetzung in einer Gemeinschaftsanlage werden auch sehr rege genutzt, sodass wir inzwischen auch eine Naturbestattung unterm Baum ermöglichen, die mit einer Blumenwiese einhergeht. Neue Wege gehen wir mit Urnen-Bibelgräbern, Rasenerdgräbern, Rasenurnengräbern und pflegefreien Urnengrabstellen.

Die früher großzügig erworbenen Grabstellen mit 3- 4 oder 5-Stellen werden so weit wie möglich verkleinert, da die Nutzungsberechtigten auch die Kosten nicht mehr tragen können. 

Im Jahre 2022 hatten wir hier 135 Beisetzungen, davon 106 Urnenbeisetzungen. 

Da der Friedhof ein Dienstleistungsbetrieb ist, der sich selbst tragen und ohne Zuschüsse der Landeskirche auskommen muss, werden die Kosten stets dem Aufwand entsprechend angehoben.

Bereits 2004 wurde ein Gräberfeld für Tot- und Fehlgeborene Kinder angelegt. Die Bestattungsfläche ist in Form von Sonnenstrahlen ausgelegt und anonym. Die Beisetzung erfolgt im engsten Familienkreis.

Mit Beginn des Jahres 2008 starteten wir ein Gräberfeld für Urnenbeisetzungen, das bereits begrenzte Flächen mit vorhandenem Grabmal ausweist. Die Stelen sind in verschiedenen Modellen ausgestellt. Ebenso entspricht dies den „pflegefreien Bestattungen“ in einer Urnengemeinschaftsgrabanlage.

Seit 2016 bieten wir auch Rasenerdgräber für Sargbestattungen als Reihengrabstellen an.

Machen Sie doch mal einen Rundgang durch den Friedhof, Sie werden überrascht sein, wie viele Möglichkeiten der Grabanlagen und Beisetzungen es gibt! Auch unsere Führungen lege ich Ihnen ans Herz, da werden Sie ausführlich über die verschiedenen Arten zur Beisetzung/Bestattung informiert.