Hörst du nicht die Glocken?

Was hat das Glockenläuten mit dem Gebet um Frieden zu tun?

St. Kilian Glocken

Eine der schweren Glocken im Turm von St. Kilian

Als ich kürzlich die Mesnerin im Gottesdienst vertreten durfte, gehörte auch das Glockenläuten dazu. In der Läuteordnung steht, dass es eine liturgische Aufgabe ist und so habe ich es auch empfunden. Obwohl man nur Kippschalter betätigen muss, gilt es doch einiges zu beachten, wie z. B. die richtige Reihenfolge und einen gewissen zeitlichen Abstand dazwischen, damit sich die Glocken einschwingen können. Diese respektvolle Tätigkeit hat mich veranlasst, mich einmal näher mit dem Glockenläuten auseinander zu setzen.

Seit mehr als 1000 Jahren rufen Glocken Christen zum Gottesdienst und zum Gebet. Zu freudigen und traurigen Anlässen, zu Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Ein Glockensachverständiger hat einmal bemerkt: „Durch das tägliche Läuten kommt die Kirche auch werktags ins Haus.“ Das Gebetsläuten zu den Tageszeiten ist auf die Stundengebete der Klöster zurückzuführen. Heutzutage wird sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche je nach Läuteordnung der Gemeinden morgens, mittags und abends geläutet. Dabei nennt sich das Gebetsläuten in der katholischen Gemeinde „Angelusläuten“ und beruht auf dem Angelusgebet (Angelus = der Engel des Herrn). Es beinhaltet die meditative Betrachtung der Verkündigung des Erzengels Gabriels an Maria, welches zu den drei Tageszeiten gebetet wird.

Wie wird in unserer Gemeinde Bad Windsheim geläutet? Es läuten die Glocken von St. Kilian und der Seekapelle. Aufgrund einer Eingabe aus der Gemeinde hat der Kirchenvorstand in einem Mehrheitsbeschluss im letzten Jahr das Morgenläuten von 6 auf 7 Uhr verlegt. Wenn man nördlich von St. Kilian wohnt, kann man die Seekapelle zwar nicht hören, aber beim Mittagsläuten um 12 Uhr sind die Glocken von St. Kilian mit denen von St. Bonifaz gut abgestimmt. Auch in dieser Beziehung arbeiten evangelische und katholische Kirche gut zusammen. Beim Abendspaziergang um 20 Uhr kann man südlich von St. Kilian auch die Seekapelle hören. Vielleicht einmal stehenbleiben, innehalten und dem Klang zuhören.

Das Läuten zum Gottesdienst am Sonntag beginnt mit dem „Einläuten“ am Samstag um 14 Uhr. Das „Vorläuten“ vor dem eigentlichen Hauptläuten ist 30 Minuten bzw. 15 Minuten vor Beginn zu hören. Das Haupt- oder Zusammenläuten ist das letzte Läuten vor dem Gottesdienst; dabei ertönen mehrere Glocken. Wie unsere Glocken heißen, wie viele und wann welche Glocken läuten, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des Gemeindebriefs.

Das sogenannte Ausläuten erklingt am Ende des Gottesdienstes bei großen Festgottesdiensten mit Auszug, bei Trauungen und Konfirmationen nach dem Orgelnachspiel. Während des Gottesdienstes ertönt das Vaterunserläuten.

Zum Gedenken an verstorbene Gemeindemitglieder hört man meist nachmittags zu Beginn der Trauerfeier das Vollgeläut von St. Kilian.

Seit Pfingstmontag gibt es eine Besonderheit: Montags läuten um 19 Uhr für 5 Minuten die Glocken von St. Kilian. Sie sollen zum Frieden mahnen und unsere Solidarität mit allen Regionen zeigen, die sich im Krieg befinden. Es soll als Fortsetzung unseres ökumenischen Friedensgebet dienen, bis es im November wieder stattfindet, dann wieder montags 19 Uhr in St. Kilian:

Herr gib uns deinen Frieden, Frieden, gib uns deinen Frieden.“ EG 436

Fazit: Glocken sind aus christlichen Kirchen nicht wegzudenken. Sie sind ein gut hörbares Symbol der Verkündigung der christlichen Botschaft.

Ingrid Engelhardt
Vertrauensfrau im Kirchenvorstand
Bad Windsheim